Der Unterschied zwischen einer Kinder-Brille und die eines erwachsenen Menschen ist mehr als nur die Größe. Gerade bei Kinder-Brillen sollte man auf folgende Kriterien besonders achten:
Vorab:
Kinderaugen befinden sich bis etwa zum 23. Lebensjahr in der Entwicklungsphase. Das heißt, das Auge wächst und das Sehen muss erlernt werden:
Die Augenbewegungen- und Koordinationen, die Scharfstellung, das Fixieren und das Visualisieren sind feinmotorische Lernprozesse, die einher gehen mit der sonstigen körperlichen feinmotorischen Entwicklung.
Diese Lernprozesse sollten so wenig wie möglich beeinträchtigt werden!
Eine Kinderbrille ist keine kleine Erwachsenenbrille.
Die Anatomie, und hier ganz besonders die Ausprägung der Nase und der Nasenwurzel ist beim (Klein)kind noch nicht vollkommen entwickelt. Daher muss auch die Nasen-Partie einer Brillenfassung für Kinder vollkommen anders gestaltet sein, als die einer Brille für Erwachsene.
Ein Kinderkopf nimmt im Umfang weiter zu und ist daher von seinem Knochenbau noch ein wenig weicher, als der eines erwachsenen Menschen. Hier ist es wichtig, dass die Brille nicht zu starr, steif und/oder zu hart ist.
Die optimale Kinderbrille sollte sich der Kopfform geschmeidig anpassen können, ohne Druck auszuüben.
Wenn man bei einem ausgewachsenen Menschen sagt, dass die Augen eher im oberen Drittel der Brillenfassung und lieber etwas weiter Richtung Nasenseite durch die Gläser schauen sollten, (das ist ästhetisch schöner), ist es bei Kindern anders!
Hier sollten Kinderaugen lieber mittig durch das Brillenglas schauen. Sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung. Somit vermeidet man, dass bei Blickwechseln die Augen gegen den Fassungsrand schauen. Die Brille sollte nicht zu breit gewählt werden, so kann Ihr Kind damit weniger anecken.
Die Bügel einer Kinderbrille sollten gut und flexibel an die Schädelform anpassbar sein. Moderne, gerade geformte Steckbügel, wie man sie bei Erwachsenen-Brillen sieht, sind hier gänzlich ungeeignet.
Aufsteckbare Sport-Bügelenden sind keine Alternative, da sie mehr Gewicht mit sich bringen und zusätzlichen Druck durch das dickere Profil ausüben.
Die Nasenauflage ist immer dann perfekt, wenn nach dem Tragen keine roten Druckstellen sichtbar sind. Eine gute Nasenauflage ist dann erreicht, wenn sie sich über den gesamten Nasenrücken gleichmäßig verteilt. Verbogene und auch verschmutzte Seitenstege sollte man umgehend professionell richten und ersetzen lassen!
Die neun wichtigsten Anforderungen an eine gute Kinderbrille:
1. Sie sollte möglichst leicht sein!
Gerade weil der Kinderkopf sich noch in der Wachstumsphase befindet und leicht formbar ist, sollte die Brille sehr leicht sein.
Das verhindert punktuellen Druck sowohl an den Schläfen, als auch hinter den Ohren und auf der Nase.
Druck stört das Wohlbefinden Ihres Kindes und kann zu Verspannungen der Schädelknochen führen.
2. Sie sollte möglchst weich bzw. flexibel sein!
Eine weiche felxible Brille federt mehr Stöße ab.
Sie kann keine Verletzungen an Augen oder Schädel hervorrufen und ist für Ihr Kind angenehmer zu tragen.
3. Sie sollte kein allergenes Potential in sich tragen!
Die heutigen Brillenfassungen sind zwar bereits starken Kontrollen und Auflagen bezüglich der Materialien unterworfen. Aber Kinder reagieren häufig empfindlicher auf Substanzen, als Erwachsene.
Jedes Metall kann auf Zeit und Dauer Allergien auslösen.
Das wird verstärkt durch Beschädigungen im Farblack und duch Korrision bei Metallfassungen.
Deshalb gehört eine Metallfassung nicht auf die Nasen von Kleinkindern!
Das ist meine Meinung!
Auch verschmutzte Nasenpads können zu Allergien und wunden Hautstellen führen. Das gilt es unbedingt zu vermeiden!
4. Sie sollte perfekt angepasst sein und optimal vor den Augen sitzen!
Eine nicht gut angepasste Brille drückt oder rutscht. Beides sollte unbedingt vermieden werden.
Bei einer rutschenden Brille schaut Ihr Kinder oft über den oberen Brillenrand herüber. Somit fehlt ihm die nötige Korrektur der Brillengläser und die Sehentwicklung wird gestört.
Eine schief sitzende Brille verändert die Korrekturwirkung der Brillengläser und kann zu echten Schäden der Sehentwicklung führen. Ganz abgesehen davon, ist das Sehen mit einer schief sitzenden Brille schlecht. Da reichen schon ein paar Minuten am Tag aus, um dem Augenpaar zu schaden.
Im schlimmsten Fall gewöhnt sich Ihr Kind eine Kopfschiefhaltung an, um diese Fehler auszugleichen. Das wiederum hat Auswirkungen auf die komplette Körperhaltung.
5. Sie sollte die Sehentwicklung der Kinderaugen nicht beeinträchtigen!
Die Brillenform sollte so gewählt werden, dass die Augen Ihres Kindes sämtliche Blickbewegungen in alle Richtungen uneingeschränkt machen können, ohne immer wieder gegen den Fassungsrand zu schauen.
Das würde sonst die Sehentwicklung massiv beeinträchtigen.
Augenmerk sollte immer auch auf die Brillengläser gelegt werden.
Ein nicht absolut transparentes Brillenglas bedeutet Lichtverluste beim Durchsehen für Ihr Kind.
Lichtverluste sind hier gleichzusetzen mit weniger Information.
Informationen, die Ihrem Kind bei der visuellen Erfassung seiner Umwelt fehlen.
Bei einem nicht entspiegelten Brillenglas entstehen zahlreiche Reflexe und Spiegelungen, die Ihrem Kind das Sehen merklich erschweren.
Daher sagen wir, dass auch bei Kindern schon ein voll entspiegeltes Brillenglas erforderlich ist.
Der positive Nebeneffekt: Sie können Ihrem Kind störungsfrei in die Augen schauen.
6. Sie sollte stets klare und makellose Brillengläser vorweisen!
Bei einer Kindebrille bleibt es nicht aus, dass diese mal im Sandkasten landet, durch das Kinderzimmer segelt, oder ein Bauklotz dagegen fliegt.
Jeder Kontakt von Gegenständen mit dem Brillenglas kann Kratzer verursachen.
Achten Sie daher immer darauf, dass die Brillengläser noch frei von diesen störenden Kratzern sind.
Sie beeinträchtigen das Sehen deutlich und wirken sich damit negativ auf die Sehentwicklung Ihres Kindes aus.
Achten Sie gleichzeitig aber auch immer auf die Sauberkeit der Brillengläser. Auch Verunreinigungen schränken den Sehkomfort Ihres Kindes ein.
7. Ein UV-Schutz für die empfindlichen und absolut transparenten Augenmedien Ihres Kindes und ein Blaulicht-Filter bei älteren Kindern, die viel an digitalen Endgeräten sitzen, ist immer wünschenswert und sehr zu empfehlen.
Gerade die noch absolut transparenten Augen Ihrs Kindes sollten, wenn eh eine Brille getragen wird, mit einem UV-Filter und ggf. auch mit einem Blaulicht-Filter geschützt werden.
Somit verhindert man, dass die gefährlichen und schädlichen UV-Strahlen und das hochenergetische Blaulicht bis zur Netzhaut vordringen und hier langfistig Schäden verursachen können.
Stichwort: Makuladegeneration.
8. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt oder beim Augenoptiker
Wenn Sie mit Ihrem Kind in augenärztlicher Behandlung sind, haben Sie sicherlich alle sechs Monate einen Termin.
Den sollten Sie auch penibel einhalten, denn Veränderungen in den Augenwerten können bei Ihrem Kind unter Umständen schnell eintreten.
Bedenken Sie: Eine nicht aktuelle Korrektur ist gleichzeitig auch eine falsche Korrektur!
Generell sagen wir, dass Kinder bis etwa zum 10. bis 11. Lebensjahr alle sechs Monate zur Kontrolle zu uns oder zum Augenarzt gehen sollten.
Danach reichen 9 bis 12-monatige Kontrolltermine in aller Regel aus.
Ausnahmen: wenn die Augenwerte rechts und links stark voneinander abweichen, wenn medizinische Indikationen vorliegen oder wenn wir Hinweise auf eine Kurzsichtigkeit beobachten.
(Mehr Infos dazu in meinem Blog-Artikel über die Kurzsichtigkeit bei Kindern)
9. Beim Sport sollte ebenfalls eine geeignete Korrektur getragen werden!
Eine (normale) Kinderbrille ist für den Schul- bzw. Vereinssport nicht geeignet und auch nicht zugelassen!
Sollte Ihr Kind eine Brille tragen, trägt es diese ja sicherlich, damit es besser sieht. Dieses bessere Sehen ist im Schul- und Vereinssport genauso wichtig, wie im Schulunterricht, im Straßenverkehr etc.
Gutes Sehen beim Sport erhöht die Sicherheit Ihres Kindes, verringert das Verletzungsrisiko und führt zu besserer sportlicher Leistung und zu besseren Schul-Noten.
Deshalb sollte Ihr Kind auch bei jedem Sport eine Korrektur tragen!
Hier gibt es spezielle Brillen, die für den Schul- und Vereinssport zugelassen sind.
Diese Brillen erfüllen alle erforderlichen Eigenschaften, die ein Verletzungs- und Bruchrisiko vermindern. Fragen Sie uns danach!
Eine weitere Möglichkeit neben einer Brille speziell für den Schul- und Vereinssport sind Kontaktlinsen.
Sie mögen vielleicht denken, dass Ihr Kind dazu noch zu jung ist.
Nein!
Ihr Kind wird erfahrungsgemäß mit Kontaktlinsen oft sorgfältiger umgehen, als Sie denken und als manch erwachsener Kontaktlinsenträger.
Unser jüngster Kunde, den wir erfolgreich mit Kontaktlinsen versorgt haben, war gerade mal 7 Jahre jung.
Wir führen eine umfangreiche Messung durch, beurteilen den vorderen Augenabschnitt, ähnlich wie der Augenarzt auch, passen die neuen Kontaktlinsen individuell an und weisen Ihr Kind sorgfältig in die Trage- und Pflege-„Regeln“ ein.
Das alles kann gerne auch in Absprache mit Ihrem behandelnden Augenarzt geschehen.
Sie haben hier nun viel Wissenswertes und Interessantes über Kinder-Brillen und Kinder-Augen erfahren.
Ich hoffe, ich konnte all Ihre Fragen hiermit beantworten.
Sollten Sie allerdings noch Unklarheiten, Fragen oder Anliegen haben, so wenden Sie sich gerne an uns.
In einem pesönlichen Gespräch können wir ganz individuell auf Sie und Ihr Kind eingehen.